Nationalpark Canaima
Der Nationalpark Canaima liegt im Norden Südamerikas im Grenzgebiet zwischen Venezuela, Brasilien und Guyana auf venezolanischem Gebiet. Nördlich des Amazonasbeckens erheben sich 115 Tafelberge und sind Teil eines zerklüfteten Hochlands, in dem sich einige der am tiefsten fallenden Wasserfälle der Erde ergießen. Im 1994 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärtem, rund dreißigtausend Quadratkilometer großem, Gebiet sind viele Regionen noch nie von Menschen betreten worden.
Umgeben von tropischem Regenwald ragen die Berge aus Sandstein empor, deren teils unüberwindliche Steilwände zu einer kompletten Abschottung von der Umwelt führen. Diese Isolation führte zu einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, die nur hier zu finden ist. Die Gipfelplateaus der Tafelberge, in der Landessprache Tepui genannt, sind fast alle immer von dichten Wolken umhüllt. Auf den von Menschen bisher betretenen Bergen wurden Tiere entdeckt, die bis dahin als ausgestorben galten. Weltweit einmalig im Nationalpark Canaima ist außerdem die Vielfalt an fleischfressenden Pflanzen. Der wind- und wetteranfällige Sandstein hat durch Jahrhunderte der Erosion obskure Landschaftsbilder geformt, die bei manchen Tepui zusätzlich von Wasserfällen zusätzlich ausgewaschen werden. Der höchste Wasserfall der Welt, der Salto Ángel, fällt vom Auyan-Tepui 979 Meter in die Tiefe.
In dem zu Füssen der Tafelberge herrschenden subtropischen Klima tummeln sich unzählige exotische Tiere im Regenwald. Jaguare und Ozelote streifen durch die bewaldeten Dschungelregionen, seltene Gürteltiere verirren sich gelegentlich auf große Lichtungen in die Nähe menschlicher Behausungen und über hundert Vogelarten schweben zwischen den Tepui durch die Lüfte. Auf fruchtbarem Schwemmland fühlen sich Kaimane und Fischotter wohl und manchmal unternimmt auch eine Anakonda einen kleinen Ausflug aus ihrem Wald ins feuchtglitschige Geröll.
Außer dem höchsten Wasserfall Salto Ángel gibt es weitere Wassermassen, die sich in der Regenzeit zum Beispiel im Salto Kukenam und im Salto Sapo ins Tal stürzen. Große steppenähnliche Ebenen bieten einen weiten Blick und lassen die Größe erahnen, die einer der größten Nationalparks der Erde hat. Am Fuß der Tafelberge haben sich viele Eingänge zu Höhlen und unterirdischen Labyrinthen gebildet und durch die Regenwaldgebiete wälzen sich große Flüsse. An den Ufern wechseln sich Mangroven, Lagunen und Seenplatten ab. In der Trockenzeit liegen riesige Steinformationen und Felsplatten frei, die in der Regenzeit das Bett für unendliche Wassermassen bildet.