Universitätsstadt von Caracas
Die Universitätsstadt von Caracas wurde ab 1944 bis in die späten 60er Jahre hinein vom Architekten Carlos Raúl Villanueva geplant und gebaut. Sie gilt als Meisterwerk, sowohl in architektonischer als auch in städteplanerischer Hinsicht. Ursprünglich auf dem Gelände der Hazienda Ibarra außerhalb von Caracas gelegen, ist die 200 ha große Universität, durch das rasante Wachstum der Hauptstadt, längst zur „Stadt in der Stadt“ geworden.
Einzigartigkeit erlangt die Universitätsstadt durch die Verbindung kühner Architektur, charakterisiert durch vollendet geformten Beton, mit Werken zeitgenössischer Künstler, wie u.a. Hans Arp und Alexander Calder.
Der Komplex bildet mit seinen 40 Gebäuden, den großen Freiflächen und der gekonnt integrierten Bepflanzung ein Gesamtkunstwerk und gleichsam eine grüne Oase im Dschungel der Großstadt Caracas. Wie kaum ein anderes Projekt steht die Universität für die konsequente Fortführung und Weiterentwickelung der ästhetischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts.
Im Jahre 2000 wurde die „Ciudad Universitaria de Caracas“ in die Liste der UNESCO Welterben – Venezuela aufgenommen.
Die Planungsphase für den Bau einer neue Universität begannen 1942, da die seit 1721 bestehende, von Philip V. gegründete, Universität seit den 1850er Jahren mit einem starken Zuwachs der Studentenzahlen zu kämpfen hatte. Unter der Herrschaft von General Juan Vincente Gómez Chacón erfuhr die Universität kaum Entwicklungsimpulse, wurde 1912 sogar für zehn Jahre geschlossen. Nach der Wiedereröffnung wurde die traditionelle Organisation der Universität zwar durch eine moderne, auf Fakultäten basierende Struktur abgelöst, doch ergaben sich keine Möglichkeiten der Dezentralisierung und den daraus resultierenden Defiziten, welche den Lehrbetrieb erheblich einschränkten, entgegenzuwirken.
Erst unter General Isaías Medina Angarita entstanden Bestrebungen die Universität zu zentralisieren, sodass diese als kohärentes Ganzes das Potenzial der modernen Verwaltungsstrukturen umsetzen konnte.
Am 30.05.1900 wurde Carlos Raúl Villanueva als Diplomatensohn in London geboren. Nachdem er 1920 das Architekturstudium in Paris aufgenommen hatte, siedelte er nach seinem Abschluss 1929 nach Caracas über. Hier arbeitete er zunächst im Ministerium für öffentliche Arbeit als Direktor des Bauwesens. Villanueva wurden sämtliche Planungs- und Baubefugnisse die neue Universität betreffend übertragen, da die Regierung Venezuelas die Bestrebung hatte einen homogenen Campus zu errichten, der als Komplex sowohl lokal als auch architektonisch ein Ganzes bilden sollte.
Die Universitätsstadt von Caracas amalgamiert Architektur und Kunst zu einem ästhetischen Konglomerat, dass derart einzigartig ist, dass die UNESCO die Lehranstalt als Welterbe einstufte.
Charakteristisch für die Bauten der Universitaria de Caracas ist ihre nach allen Seiten der Luft und dem Licht geöffnete Architektur. Diese Offenheit wird durch Variationen von Waben- und Viereckmustern erreicht, welche die Wände durchbrechen, so dass ein fließender Übergang zwischen drinnen und draußen erzeugt wird. Ebenso markant sind die freistehenden Erdgeschosse, Vordächer und Lattenfenster. Ermöglicht wird diese Bauweise durch die Lage Caracas, das sich zwar im tropischen Gürtel befindet, aber durch seine Höhenlage ein mildes Klima aufweist. Die Verbindung von Drinnen und Draußen zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Baukonzept und schließt nicht nur Aufenthaltsräume und Bibliotheken ein, sondern auch Seminarräume, die durch weite Flügelfenster und Türen geöffnet werden können.
Zu den größten Kunstwerken der Universität, um nur einige aus der Vielzahl an Skulpturen, Keramiken, Plastiken und Raumkompositionen zu nennen, zählt die Aula Magna, deren Decke von den „Wolken“ Alexander Calders geschmückt wird. Direkt unter der Betondecke hängen wolkenförmige, bunte Platten, beleuchtet von zahlreichen Deckenleuchten. Die Anordnung der Wolken ist derart, dass sie dem riesigen Raum eine überragende Akustik verleiht. Ferner sind die Bronze „Wolkenhirt“ von Hans Arp auf dem Gedeckten Platz und zweifellos das Glasfenster der Vorhalle der Bibliothek von Fernand Léger als Beispiele überragender künstlerischer Leistung zu nennen.